Einblicke
Nährstoffbedürfnisse von Cannabis richtig erkennen
22.März 2021 | Manuela
Pflanzen sind ein Wunder der Natur. Sie versorgen uns mit vielem und können ihrerseits genau kommunizieren, was sie brauchen. Auch die Cannabispflanze lässt uns genau wissen, was sie sich aus der «Cannabis Speisekarte» bestellen möchte. Wie die Zeichen der Pflanze zu deuten sind, und in welcher Umgebung sie am liebsten diniert, erklären wir hier im zweiten Teil unserer Reihe zu den Nährstoffen.
Gut genährte Blüten dank ausgewogener Ernährung
Stell mit uns deinen Blütenmix zusammenFirst Things First: Die richtige Umgebung
Eine gediegene Mahlzeit gehört in eine entsprechende Umgebung. Was beim Menschen gilt, ist bei der Cannabispflanze nicht anders. Man kann sich noch so lange Blattränder und Verfärbungen anschauen, wenn die Umwelt nicht stimmt, ist auch der beste Dünger keine Lösung. So gilt es, als allererstes grundlegende Umweltfaktoren wie Temperatur, Belüftung und Bewässerung unter die Lupe zu nehmen.
Temperatur
In der ersten Lebensphase zwischen 20 und 24 °C, in der zweiten Lebenshälfte zwischen 20 und 27 °C, so die allgemein gültigen Richtwerte in Sachen Temperatur.
Belüftung
Bei der Belüftung gilt: so natürlich und sauber wie möglich. Wer genauer wissen möchte, an welche Werte sich Grünkraft hält und wie Alpenluft noch sauberer wird, darf an dieser Stelle gerne einen Abstecher Richtung «CBD Indooranlage – Wohlfühlzone in kalten Tagen» unternehmen.
Bewässerung
Bei der Bewässerung gilt grundsätzlich, Pflanzen mögen keine nasse Erde. Es gibt Systeme die Pflanzen automatisch zu bewässern, diese können Pflanzenstadium, Genetik und Temperatur angepasst werden. Ein erfahrene:r Grower:in weiss aber, jede Pflanze hat individuelle Bedürfnisse und ein geschultes Auge kann nicht durch Automatismen ersetzt werden. Einmal Finger in die Erde und testen ist immer noch die sicherste Methode.
Hat die Cannabispflanze überhaupt Appetit?
So weit so gut. Die Temperatur ist angenehm und für die Getränke ist gesorgt, es kann serviert werden. Ab hier sollten zwei Werte regelmässig kontrolliert werden, denn sie geben uns Auskunft darüber, ob die Cannabispflanze die Nährstoffe aufnehmen kann und ob sie zu viel oder zu wenig der einzelnen Komponenten bekommt. Die vier Buchstaben des Vertrauens heissen ab jetzt: pH und EC.
pH-Wert
Der pH-Wert stellt fest, wie sauer oder basisch eine wässrige Lösung ist. In unserem Fall gibt uns das Drainagewasser Auskunft über den pH-Wert unseres Bodens. Dieser Wert sollte regelmässig überwacht werden. Sind die Pflanzenböden zu sauer oder zu basisch, können die Cannabispflanzen den Boden nicht durchwurzeln und chemische Prozesse zur Verarbeitung der Nährstoffe werden gestört. Der ideale pH-Wert für Cannabis liegt zwischen 6.0 und 7.0, wobei die Zusammensetzung des Bodens über das Finetuning entscheidet.
EC-Wert
Das «EC» im «EC-Wert» steht für «electircal conductivity» und gibt an, wie stark die Fähigkeit eines Stoffes ist, elektrischen Strom zu leiten. In der Cannabiszucht wird die Leitfähigkeit des Düngers oder Drainagewassers gemessen. Pflanzennährstoffe sind allesamt Mineralien und beeinflussen als solche die Leitfähigkeit von Wasser. Mit einem EC-Meter sollte regelmässig überprüft werden, ob der Boden der Pflanzen optimal mit Nährstoffen ausgelastet ist. Bei jungen Pflanzen liegt der Idealwert zwischen 1.2 – 1.4 mS/cm. Bei älteren Pflanzen sollte er bei maximal 2.4 mS/cm liegen. Ist der EC-Wert zu tief, fängt die Pflanze an, Defizite anzuzeigen und leidet an Unterernährung. Bei zu hohen Werten wird die Pflanze überfüttert und ihre Blätter werden «angespannt», bekommen braune Stellen und beginnen sich einzurollen. Die Überlebenschancen sind gering und allfällige Ernteerträge werden kleiner.
Mangel- oder Überdüngungserscheinungen
Wenn alle Umweltfaktoren in der Balance sind und die Blüten immer noch nicht wie gewünscht gedeihen, liegt das Problem wahrscheinlich bei der Ernährung. Welche Nährstoffe die Cannabispflanze braucht und welche Bedürfnisse damit gedeckt werden, kannst du in unserem Beitrag «Die Cannabis Speisekarte» nachlesen. Nun geht es darum zu erkennen, ob die Pflanze genau das bekommt, was sie braucht und wie sie uns allfällige Versorgungsfehler mitteilt.
Düngen ist eine Wissenschaft für sich, und gerade euphorisches Überdüngen wird hart bestraft. Die folgende Tabelle soll einen Überblick über die wichtigsten Nährstoffe und deren Falltüren geben.
Cannabispflanzen düngen – einfacher gesagt als getan
Die Tabelle lässt es erahnen: Düngen ist einfacher gesagt als getan. Das Überdüngen eines Stoffes, kann die Aufnahme eines anderen hemmen. Einzelne Mangelerscheinungen zeigen die gleichen Symptome bei verschiedenen Nährstoffen. Kommt hinzu, dass die Pflanzenbedürfnisse in jeder Wachstumsphase anders sind. Blattfärbung und Wachstum sind bei jeder Genetik unterschiedlich und ein violett mag bei einem Harlequin eine erhoffte Tönung sein, während es bei anderen Sorten Zeichen einer Erkrankung ist. Wieder gilt die alte Weisheit: Die Erfahrung eine:r Grower:in ist nicht zu ersetzen.
Jetzt wissen wir, was auf eine Cannabisspeisekarte gehört und können ungefähr einschätzen wie die Pflanze ihre Bestellung aufgibt. In dem Sinne: Wohl bekomms!
Quellen und weiterführende Links
Adams, Philip. Weedology: Alles über den Cannabis-Anbau. 2018. Solothurn. Nachtschatten Verlag AG.
Lizermann, LL. Der Cannabis-Anbau – Der einfache Weg zum eigenen Homegrow. 2020. Solothurn. Nachtschatten Verlag AG.
Lore, Chuck. Cannabis – Anbau, Ernte und Konsum. 2020. Solothurn. Nachtschatten Verlag AG.
Mike, MoD. Enzyklopädie der Cannabiszucht: Fachbuch der Hanfgenetik. 2020. Solothurn. Nachtschatten Verlag AG.
Hanfseite – Pflanzenkrankheiten Teil 1